Ein letztes Mal Herzlich Willkommen zum Clicker Tutorial hier im katzentraining Blog. In dieser achten und letzten Einheit werden wir ein wichtiges, aber etwas fortgeschritteneres Thema diskutieren und zwar das Training sogenannter Verhaltensketten. Verhaltensketten liegen immer dann vor, wenn der Trick, den wir trainieren, nicht aus einer einzigen Handlung besteht, sondern aus einer ganzen Kette von unmittelbar aufeinanderfolgenden Handlungen. Zwischen den Einzelteilen der Verhaltenskette liegt kein Click. Das heisst, wir belohnen die Katze nur einmal für die Verhaltenskette als Ganzes, wenn sie alle Einzelteile erfolgreich absolviert hat.
Verhaltensketten erkennen
Soweit die Theorie. Wie muss man sich Verhaltensketten aber nun in der Praxis vorstellen? Grundsätzlich gibt es zwei Arten.
Da wären einerseits klassische Trick Parcours, in denen die Katze ähnlich dem Cat Agility eine, mehr oder weniger, lange Reihe an unabhängigen Verhalten (Slalom, Wippe, durch einen Reifen springen und so weiter) zeigt. Die Übungen in einem Trick Parcour zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie beliebig neu angeordnet und kombiniert werden können. Man kann also jederzeit z.B. die Wippe mit dem Slalom austauschen.
Andererseits gibt es aber auch Verhaltensketten, die erst auf den zweiten Blick als Solche erkennbar sind. Dies sind komplexe Tricks, die wir während dem Training in kleine, einfachere Einzelverhalten zerlegen, die dann einfacher trainierbar sind. Ein Beispiel gefällig? Der Trick einen Ball apportieren besteht bei genauerer Betrachtung aus vielen einzelnen Handlungen: Dem Ball nachlaufen, den Ball mit dem Maul aufnehmen, mit dem Ball im Maul wieder zurückkommen (und den Ball dabei nicht fallenlassen), und den Ball auf Signal hin in die Hand des Menschen fallenlassen. Dieses komplexe Verhalten als Ganzes zu shapen ist fast aussichtslos. Sinnvoller ist es, jeden der Einzelschritte wie einen einzelnen Trick zu trainieren und die Einzelteile dann Stück für Stück wieder zusammen zu setzen.
Training von Verhaltensketten
Dem aufmerksamen Leser wird auffallen, dass sich das oben beschriebene Prinzip (ein komplexes Verhalten in einfachere Einzelschritte aufteilen) nicht gravierend vom allgemeinen Trainingsprinzip des Shapings, wie wir es in Schritt 2 beschrieben haben, unterscheidet. Tatsächlich ist das Grundprinzip sehr ähnlich, es gibt aber einen fundamentalen Unterschied: Während wir beim Shaping das Training mit dem ersten Schritt in die richtige Richtung beginnen und dann schrittweise immer mehr fordern, werden Verhaltensketten grundsätzlich von hinten trainiert. Wir trainieren also, wann immer das möglich ist, immer das letzte Verhalten in der Kette zuerst. Danach das Vorletzte und so weiter.
Das klingt anfangs unlogisch. Beim Training von einen Ball apportieren beginnen die allermeisten Trainer intuitiv damit, der Katze das Nachlaufen hinter dem Ball anzutrainieren. Das ist allerdings etwas ungeschickt, denn auf diese Weise werden die ersten Verhalten automatisch besser trainiert, während die Verhalten, die später kommen, immer weniger trainiert werden. Das heisst aber auch, dass die Verhaltenskette für die Katze immer schwieriger wird (jedes Verhalten in der Kette ist schlechter trainiert, als das Verhalten davor). In der Praxis hat es sich besser bewährt, wenn der unsicherste Trick in der Kette ganz zu Beginn kommt und jedes weitere Verhalten in der Kette immer besser trainiert ist, als das Verhalten davor. Dadurch wird die Katze mit jedem Schritt in der Verhaltenskette sicherer, die größte Hürde wurde schon zu Beginn gemeistert.
Übung
Wie immer wollen wir das Grundprinzip einer Verhaltenskette am Beispiel eines kleinen Tricks demonstrieren. Für diesen ganz einfachen Parcour verwenden wir drei leere 0.5l Colaflaschen, ein Glöckchen, wie man es am Hals von bestimmten Schokoladenhasen findet und eine Stehleiter. Die Flaschen werden als improvisierte Slalomstangen dienen, die Stehleiter brauchen wir nur, um die Glocke mit einem Haken frei hängend daran befestigen zu können (wenn ihr das Glöckchen woanders leichter anbringen könnt, macht das ruhig :)). Unser Ziel für den Trick ist, dass die Katze im Slalom um die Stangen läuft (Verhalten Nr. 1) und danach mit Pfote oder Nase die hängende Glocke läutet (Verhalten Nr. 2).
Wie oben beschrieben, beginnen wir das Training der Verhaltenskette mit dem zweiten Verhalten. Als Erstes shapen wir also das Läuten der Glocke. Für eure nun schon etwas clicker-erfahrene Katze sollte dies kein besonderes Problem mehr darstellen. Danach entfernen wir die Glocke fürs Erste und trainieren isoliert das Slalom-Gehen. Hier hilft uns der Targetstab sicherlich. Wie immer solltet ihr aber langsam beginnen (zuerst eine Stange, geclickt wird für das Herumgehen um die eine Stange, danach erst die zweite und die dritte Stange einbauen). Wenn ihr wollt, könnt ihr den Targetstab auch abbauen und ein verbales Signal einbauen (dann sollte die Katze auf ein bestimmtes Signal, z.B., Lauf los!, den Slalom starten). Jetzt nehmen wir die Glocke wieder hinzu und versuchen die beiden Teile der Kette zusammenzusetzen.
Möglicherweise bricht nun der Slalom zusammen, obwohl ihr ihn zuvor schon sorgfältig trainiert habt. Zum Beispiel könnte Folgendes passieren: Die Katze beginnt brav den Slalom, sieht irgendwann die Glocke, bricht an dieser Stelle den Slalom sofort ab und läuft schnurstracks auf die Glocke zu – zuvor hat das ja auch funktioniert. Nun haben wir ein kleines Problem, denn einfach nur nicht clicken ist hier wahrscheinlich zu wenig Information für die Katze. Dann wirkt es für die Katze so, als wäre das Klingeln der Glocke an sich der Fehler gewesen. Woher soll sie auch wissen, dass das Abbrechen des Slaloms einige Sekunden zuvor das Problem war?
Dieses Problem können wir eindämmen, indem wir der Katze anfangs noch eine Belohnung (ohne Click!) für einzelne Teilschritte geben. Zum Beispiel können wir der Katze nach jeder Stange im Slalom ein kleines Trockenfutterstück hinwerfen und am Ende (nach Slalom und Glocke) gibt’s etwas mehr Belohnung. Diese Teilabschnittsbelohnungen können wir dann langsam abbauen, so dass es am Ende, wenn der Trick schon gut gefestigt ist, nur mehr einmal am Ende Click und Belohnung gibt.
Wie immer folgt an dieser Stelle ein kleines Video mit Philipp und Althira. Aus Zeitgründen seht ihr in dem Video allerdings nicht das komplette Training, sondern nur die wichtigsten Schritte.
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=FOxFz7ai_SA]Zusätzlich sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass manche Trainer für Verhaltensketten einen sogenannten Go On Marker verwenden. Der Go On Marker funktioniert ähnlich wie der Click mit dem Clicker (er bestätigt, dass die Katze etwas richtig macht), aber er beendet die Handlung nicht. Dieses Hilfsmittel kann man verwenden, um das oben beschriebene Problem zu lösen – mit dem Go On Marker kann man für jeden Teilschritt in der Verhaltenskette separat markieren, ob genau diese Handlung nun richtig war oder nicht. Als Go On Marker verwenden die meisten Trainer ein bestimmtes Signalwort (Weiter!), möglich wäre aber natürlich auch ein beliebiges anderes Geräusch.
Das war’s!
Damit sind wir am Ende unseres Tutorials angelangt! Wenn ihr uns bis hierher gefolgt seit, habt ihr die (aus unserer Sicht) wichtigsten Trainingsprinzipien gelernt und zumindest einmal angewendet. Das weitere Training eurer Katze liegt nun weitgehend an euch, beziehungsweise an eurer Fantasie. Falls euch Ideen für neue Tricks fehlen, können wir euch raten, euch entweder auf Youtube umzusehen oder die ausgezeichnete Trainings-DVD von Birgit Laser zu bestellen. Ausserdem können wir auch das Buch Trickschule für Katzen von Christine Hauschild herzlich empfehlen. Und schliesslich laden wir euch natürlich ein, uns auch weiterhin hier auf diesem Blog zu folgen :). In Zukunft werden wir hier weiterhin im Wochentakt Tricks und Details zu Trainingstechniken präsentieren.