Wie bitte, Katzen trainieren?

Warum sollte ich meine Katze trainieren?

Hunde und Pferde werden schon seit Jahrhunderten, im Prinzip seit ihrer Domestizierung, trainiert. Katzen nicht. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Während Hunde und Pferde explizit trainiert werden mussten, um den Zweck ihrer Domestizierung zu erfüllen (Transport, Schutz, Schaftreiben, was auch immer), haben Katzen ihren ursprünglichen Zweck am Bauernhof (mausen) immer automatisch erfüllt. Niemand muss einer Katze einen Befehl geben, damit sie eine Maus frisst.

Nun gehen wir aber davon aus, dass ihr eure Katzen nicht, oder zumindest nicht primär, als lebende Mausefalle haltet, sondern als klassisches Haustier ohne besondere (Arbeits-)Funktion. Damit haben Katzen aber auch ein klassisches Haustierproblem geerbt:  Langeweile. Vielleicht glaubt ihr wie viele andere, dass es eurer Katze Spass macht den ganzen Tag und die ganze Nacht faul auf ihrem Lieblingsfleck zu liegen. Wir sind anderer Meinung. Wir finden, dass eure Katze es sich verdient hat, ein unterhaltsames Hobby zu haben. Und das Schöne ist: Eure Katzen zu trainieren kann auch euer Hobby werden.

Das ist die allererste Motivation, die wir im Kopf haben, wenn wir über katzentraining schreiben: Spass für euch und eure Katzen. Insofern werden die kleinen Tricks, die wir diskutieren, an sich nicht unbedingt nützlich sein. Allerdings sollten wir nicht vergessen, dass Training durchaus auch verhaltenstherapeutische Aspekte haben kann. Weil wir die selben Techniken, die wir benutzen um einer Katze das Berühren eines sogenannten Targetstabs beizubringen, auch nutzen können um der Katze die Angst vor der Transportbox zu nehmen. Und vor allem auch, weil wir glauben, dass ein sehr grosser Teil aller Problemverhalten bei Wohnungskatzen ihren Ursprung in Langeweile und Unterforderung haben.

Katzen kann man doch nicht trainieren?

Doch. Ein Tier das lernt kann man auch trainieren. Stellt euch nur mal ein Tier in der Wildnis vor, dass nichts dazulernt. Evolutionstechnisch gesehen, wäre wohl die Erhaltung der Rasse so gut wie ausgeschlossen. Vielleicht ist euch ja gar nicht bewusst, was ihr alles eurer Katze schon unbewusst beigebracht habt. Vielleicht kommt die Katze mit freudig erhobenen Schwanz, sobald ihr das Regal mit den Futterdosen öffnet? Vielleicht braucht ihr die Transportbox nur schief anzusehen, und die Katze sitzt schon im letzten Eck unter der Couch?

Diese Verhaltensweisen sind der Katze nicht angeboren. Ihr habt sie der Katze antrainiert, wenn auch nicht bewusst. Die Technik, die ihr dabei verwendet habt, nennt man klassische Konditionierung. Ihr habt die Katze darauf konditioniert, dass bei Öffnen des Futterregals etwas Tolles (nämlich Futter) folgt, während die Transportbox mit etwas Negativem (z.B. einem Tierarztbesuch) verbunden ist. Die Katze reagiert nun auf diese konditionierte Erwartung.

Klassische Konditionierung passiert also andauernd zufällig, wir können sie aber auch bewusst für unser Training nützen. Dass ist die Grundidee des Clicker Trainings, der Methode die wir auf katzentraining (fast) ausschliesslich verwenden werden.

Clicker Training (oder, vielleicht exakter, Marker Training) ist eine Trainingsmethode die ursprünglich aus dem Delfintraining stammt, und von der bekannten Biologin Karen Pryor für die Arbeit mit Hunden, und in weiterer Folge für so ziemlich alle anderen Wirbeltiere, generalisiert wurde. Man kann die Clicker Methode also auf fast jedes Tier (und Menschen!) anwenden. Wenn ihr uns nicht glaubt, dann seht euch das folgende (Werbe-)Video der Firma R2fishschool an (© R2Fishschool) .

Und was kann man Katzen alles beibringen?

Nun, Katzen zu trainieren ist vielleicht nicht ganz so einfach wie Hundetraining, aber prinzipiell glauben wir, dass man Katzen jedes Verhalten bewusst antrainieren kann zu dem es körperlich und geistig fähig ist. Und das ist eine ganze Menge. Als kleines Beispiel wollen wir euch ein Video mit einigen Tricks unserer Katzen zeigen.

Allerdings ist das bei Weitem noch nicht alles, was prinzipiell möglich ist. Seht euch nur mal an was die Bengalkatze Kaiser http://useyourclicker.com) so alles kann. Ihr werdet staunen!

Seid ihr nun richtig motiviert, selbst mit dem Training zu beginnen? Super! Mit unserem Tutorial werden wir euch zeigen wie’s geht.

6 Kommentare

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6 Antworten zu “Wie bitte, Katzen trainieren?

  1. Andrea

    Gefällt mir sehr gut!
    Möchte noch mehr sehen, und hoffe, es genauso gut hinzubekommen!
    Danke

  2. Steffi

    Tja, meine Katze hat mir gerade gezeigt, dass ihr langweilig ist, indem sie mein ausgetüfteltes Katzennetz-Sicherungssystem aufm Balkon überlistet hat und plötzlich HINTER dem Netz auf dem Geländer stand… was ein Schock. Also werde ich mich mit eurem Tutorial einlesen und mal sehen, ob ihr das gefällt. 🙂 Und vielleicht gefällts auch meinem Kater. 🙂

    Danke für die Aufbereitung!!

  3. Jenny

    hier hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen die Klassische Konditionierung ist nicht der richtige Name für das Verbinden von negativen und positiven Erlebnissen zu Gegenständen wie z.B. die Transportbox mit dem Tierarzt… Diese Form der Konditionierung nennt man operante Konditionierung. Das Modell der klassischen Konditionierung wurde von Iwan Pawlow entwickelt und beschreibt die Verbindung eines willkürlichen Reflexes mit einem anderen Reiz wie z.B. das Speicheln eines Hundes wenn er sein Fressen sieht und einem Ton wie z.B. das Klickern hört. Wenn dies oftmals zusammen geschieht also Klickern + Futter + Speicheln => Klickern + Speicheln

    LG Jenny

  4. Nancy

    Hab mich grade mal durchgelesen. Sehr toll beschrieben und mit den Videos dazu einfach perfekt. Ich hab vor einigen Tagen angefangen zu clickern. ich hab 2 Kater (beide jeweils 1 Jahr). Der eine ist sehr intressiert am clickern und lernt wahnsinnig schnell. Er springt schon von a nach b oder läuft Slalom. Der andere hingegen weiß noch nicht so recht was er machen soll. Er brauch wirklich schritt für schritt erklärt was er machen soll. Es ist aber wahnsinnig schwierig mit beiden zu clickern. Ich habe versucht den einen erstmal zu meinem Freund ins Zimmer zu schicken aber da macht er nur Terror und will unbedingt dabei sein. Der andere kann sich dann auch nicht konzentrieren. Wie kann ich mit beiden gleichzeitig clickern ohne das es dem einen zu langweilig wird und der andere „eingeschüchtert“ wird bzw. gar nicht die Möglichkeit hat etwas zu zeigen weil der andere das geforderte ausführt?! Habt hr einen Rat für mich?

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